SPECIAL 1 – Tragesachen kaputt und nun?

Ein beliebtes Horrorszenario für junge Eltern ist, wenn es beim Auto Ein- oder Ausladen schnell gehen muss. Hier das Kind, dort die Wickeltasche, nun noch die Einkäufe und Tür zu. Das knackende Geräusch lässt nichts Gutes erahnen und tatsächlich. In der Autotür klemmt noch die Schnalle der Trage, die auseinander bröselt, sobald man die Tür wieder ängstlich öffnet. Unsere Tragesachen – egal ob Tuch, Babytrage oder Tragekleidung – gehören zu unserem Alltag. Und da sie dort hoffentlich viel benutzt werden, sind sie auch immer wieder Gefahren und normalen Abnutzungserscheinungen ausgesetzt. Gleichzeitig hängen viele Eltern aber auch emotional sehr an ihren geliebten Stücken. Dem ersten Tuch und der Wunschtrage hängt viel Zauber inne, so dass man um jeden Preis vermeiden möchte, sie aussortieren zu müssen. Vom lieben Geld, das in der Elternzeit oft alles andere als reichlich vorhanden ist, möchte ich ja kaum anfangen. Unser Beitrag nimmt dich mit durch die Horrorszenarien von Trageeltern und soll dir möglichst viele Tipps an die Hand geben, wie man manches Schätzchen noch gut retten kann. Da begegnen uns gerissene Tücher, Fadenzieher, kaputte Schnallen, abgefallene Knöpfe verfusselte Klettverschlüsse und vieles mehr.

Vorneweg

Tragetücher und Babytragen nutzen wir um das Kostbarste zu transportieren, was wir haben: unsere Kinder.

Nutze deswegen beim Reparieren immer deinen gesunden Menschenverstand und prüfe das Ergebnis kritisch bevor du dein Kind hineinsetzt! Sei bei reparierten Sachen lieber einmal mehr vorsichtig! Solltest du dir unsicher sein, hole dir entweder professionellen Rat ein oder tausche die Trage oder das Tuch gegen ein einwandfreies Exemplar.

Ich kann von ferne dein Tuch oder deine Trage nicht beurteilen und übernehme keine Haftung für Probleme, die aus der Reparatur erfolgen, sondern möchte dir lediglich Hinweise geben, was eventuell möglich wäre.

Falls du ein Tragetuch, eine Tragehilfe oder Tragebekleidung selber bei einem Händler vor kurzer Zeit neu gekauft hast, prüfe zuerst einmal, ob es möglich ist, das entsprechende Stück umzutauschen oder ob dir die Firma selber bei der Reparatur weiterhelfen kann. Sollte das aus unterschiedlichen Gründen nicht klappen, kommen jetzt unsere Tipps, was du selber tun kannst. Beachte dabei aber, dass damit meist auch die Garantie des Herstellers erlischt. Es gibt übrigens auch Unternehmen, die professionelle Reparaturen anbieten (ich hab da z.B. Madame Jordan entdeckt).

Tuch gerissen

Mein erstes gebrauchtes Tuch, das ich ergattern konnte, hielt genau zweimal Tragen. Dann machte es laut Ratsch und ein daumendicker Riss zog sich mittig durch das Tuch. Du kannst ihn oben sehen. Ich war ziemlich verzweifelt, wollte aber nicht so schnell aufgeben.

Das Beste ist natürlich solch einem Horror vorzubeugen. Rissgefährdete Tücher erkennt man schnell, wenn man weiß, worauf man achten muss: Tragetücher, die nicht ausreichend gepflegt, d.h. gewaschen und gebügelt, werden, bilden beim Aufbewahren und Zusammenlegen immer wieder die gleichen Faltkanten. Das ist ganz normal. Mit der Zeit werden diese Stellen allerdings stärker beansprucht, da sie größerer Reibung ausgesetzt sind. Das Gewebe dort wird immer dünner und auch heller. Diese hellen Streifen, die waagerecht im Tuch und vor allem in Randnähe verlaufen, hätten mir beim Kauf schon auffallen können. Ihr könnt sie sogar auf dem Bild mit dem aufgestickten Fisch erkennen. Neben dem Fisch verläuft eine hellere Linie links und rechts. Nehmt so ein Tuch am besten gar nicht erst an. Und falls es euch doch passiert ist, habt immer das ganze Tuch im Blick. Wenn es einmal an einer solchen Stelle gerissen ist, schaut euch unbedingt die anderen Schwachpunkte ebenfalls an, um die Gefahr rechtzeitig zu erkennen.

Ist das Tuch nun dennoch gerissen, beurteile möglichst objektiv wie schlimm der Riss ist. Bei einem größeren Riss ab 3 cm Länge oder einem Loch (Durchmesser ab 1 cm) nützt es nichts. Das Tuch muss umgearbeitet werden. Man kann es, wenn man die Stelle mit dem Riss oder dem Loch herausschneidet noch gut als Sling oder Shorty nutzen. Oder man verwendet den Stoff für alles Mögliche, indem man z.B. Babyhosen, Halstücher oder einen Rock für Mama daraus näht.

Bei einem kleinen Riss bis 3 cm oder einem kleinen Loch bis 1 cm Durchmesser kann man versuchen, die Lücke zu schließen. Man kann es stopfen, zusammennähen oder darüber sticken. Solltest du nichts davon selber können, hilft dir auch eine professionelle Näherin oder ein Schneider sicher gerne. Ziel ist dabei weniger, dass die Lücke unsichtbar wird, sondern vielmehr haltbar, damit sich das Gewebe dort nicht weiter auftrennen kann. Gerade wenn man es selber versucht, ist ein Grundverständnis für die verschiedenen Webarten sinnvoll. Ich würde dir raten, nach der Reparatur einmal selber mit Kraft das Tuch dort in alle Richtungen zu ziehen und zu überprüfen, ob es nun einer Beanspruchung standhält. Außerdem würde ich den ehemaligen Riss lieber so tragen, dass ich bemerken kann, wenn etwas damit sein sollte. Das heißt lieber vorn und eher in der oberen Tuchhälfte beim Binden.

Elastische Tragetücher bestehen meist aus Jerseystoff. Sie sind also gestrickt oder gewirkt und nicht gewebt. Auch diese Löcher kann man mit Nadel und Faden wieder schließen. Arbeite dazu auf der Innenseite deines Tuches und stich am besten immer nur durch die inneren Maschen, sofern du sie erkennen kannst, dann wird die Reparatur unauffälliger. Kontrolliere anschließend, ob alle Maschen um das ehemalige Loch auch bei Belastung halten und sich nicht weiter auftrennen.

Fadenzieher

Wesentlich häufiger passiert es im Alltag immer einmal, dass einzelne Fäden aus dem Tuch(stoff) herausgezogen werden. Diese sollte man immer versuchen wieder einzuziehen. Keine Sorge, dass ist manchmal sogar recht einfach, wenn sich noch keine Knoten gebildet haben.

Kleine Fadenzieher verschwinden manchmal fast wie von selbst: Bewege dafür das Tuch ein wenig unter leichter Spannung in alle Richtungen. Meist zieht sich so der herausschauende Faden schon ein gutes Stück zurück. Auch waschen kann dabei helfen, den Faden wieder in die Ausgangsposition zu befördern.

Bei größeren Fadenziehern solltest du versuchen den Fadengang entlang zugehen und das überschüssige Stück wieder gleichmäßig ins Tuch einzuarbeiten. Das klappt mit einer Nähnadel ziemlich gut. Sollte der Fadenzieher bereits gerissen sein, versuche beide Enden zu finden und wieder miteinander zu verknoten, bevor du den Faden auf beiden Seiten wieder einarbeitest.

Schnalle kaputt

Das Horrorszenario mit der Autotür habe ich oben schon ausführlich geschildert. Kaputte Schnallen sind leider gar nicht so die Seltenheit. Aber die Lösung ist meist nicht schwer: Frage zuerst den Hersteller der Trage an. Viele haben Ersatzschnallen kostenfrei oder gegen eine kleine Gebühr. Außerdem werden die meisten Schallen nur auf den Gurt aufgefädelt. Gerade Gurtschnallen sind sehr wichtig für das sichere Tragen. Prüfe sie daher immer gut!

Schnalle geht zu schwer oder zu leicht

Bei Tragen mit Schnallen hat man es manchmal, dass sie zu schwer oder zu leicht gehen. Dieses Problem kann sowohl die Schnalle an sich oder den Stoff, der hindurchgezogen wird, betreffen. Dass eine Schnalle an sich zu schwer aufgeht (besonders bei Bauchgurtschnallen), kann bei neuen Tragen in der Anfangszeit schon einmal passieren. Öffne und schließe sie ein paar Mal, mit der Zeit wird sie meist nachgiebiger und lässt sich leichter öffnen. Tipp: Manche Hersteller verwenden Sicherheitsschnallen, bei der drei Punkte gleichzeitig gedrückt werden müssen. Immer die Schnalle an sich noch einmal ansehen! Wenn eine (Bauchgurt-) Schnalle zu leicht aufgeht, ist sie ein großes Sicherheitsrisiko. Am besten tauschst du diese Schnalle schnellstmöglich aus. Solltest du einen Gurt mit Sicherheitslasche haben (Gummiband, das verhindert, dass die Trage einfach abfällt, wenn sich der Gurt öffnet), ist es am sichersten den Gurt immer einmal dort hindurch zu fädeln, bevor man die Schnalle schließt.

Wenn Schnallen (z.B. Stillschnallen, Schnallen am Rückenteil, Schnallen für die Stegeinstellung) schlecht oder zu gut auf dem Gurt rutschen, liegt das oft an einem Zusammenspiel aus Schnalle und Gurt. Es ist aber einfacher am Gurt zu arbeiten, als an der Schnalle. Hier sollte man die Trage zunächst einmal waschen und danach noch einmal probieren. Rutscht die Schnalle immer noch zu schlecht, muss man versuchen den Gurt glatter bzw. die Schnalle beweglicher zu bekommen. Bewege die Schnalle vor dem Tragen auf dem Gurt etwas hin und her um sie zu lockern oder bügele den Gurt an der entsprechenden Stelle glatt. Rutscht die Schnalle zu gut, brauch sie mehr Haftung. Versuche dafür den Gurt ganz leicht aufzurauen, z.B. ein bisschen drüber rubbeln.

Knopf ab

Das Gleiche trifft auf abgefallene Knöpfe zu. Immer zuerst den Hersteller anfragen. Auch hier werden Ersatzknöpfe zum Annähen gern kostenfrei oder gegen eine kleine Gebühr ausgehändigt. Im Bild sieht man eine Trage von Hoppediz, die ich schon mit fehlendem Knopf geschenkt bekommen habe. Die Firma hat mir gleich einen ganzen Satz zum Reparieren geschickt.

Klettverschluss verfusselt

Einige Tragen arbeiten mit Klettverschlüssen. Da geschieht es nicht selten, dass sie mit der Zeit immer mehr Fusseln und Flussen ansammeln, die sich in den Widerhäckchen verfangen. Schlimmstenfalls verliert der Verschluss so seine Klettwirkung, aber auch so sieht es einfach nicht mehr so schick aus, wenn sich allerlei darin angesammelt hat. Sehr gut kann man dieses Problem mit einer Klettverschlussbürste und am besten noch einer Klebefusselrolle lösen. Ganz einfach herausbürsten und die losen Fusseln mit der Rolle aufnehmen. Ich war total überrascht, wie gut das Ergebnis geworden ist. Klappt bei anderen Klettverschlüssen von Taschen und Stoffwindeln übrigens genauso gut.

Zu heiß gewaschen

Beachte beim Waschen immer die Herstellerhinweise. Auch hier gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Bei Baumwolle ist es zwar kaum möglich, das Tragetuch oder die Babytrage mit der Waschmaschine zu heiß zu waschen, aber bei empfindlichen Materialien wie Wolle und Seide nehmen einem das schon übel. Hier kann man leider nicht wirklich viel machen. Eine Freundin berichtete mir, dass sie ihr zu heiß gewaschenes Wolltuch in Milch eingelegt und mit einem Fusselrassierer bearbeitet hat, aber so kann man lediglich den Stoff zum Verarbeiten aufbessern. Wenn das Tuch in seiner gesamten Struktur Mängel aufweist, nutze es lieber nicht mehr zum Tragen, wie schwer dir das auch fällt.

Noch nicht geholfen? Du hast noch ein ganz anderes Problem oder brauchst noch mehr Informationen dazu, wie genau du deine Schwierigkeit lösen kannst, dann schreib mir gerne!

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