Das Buch fällt durch seine sehr schöne Bebilderung und liebevolle Gestaltung auf. Es ist alles sehr übersichtlich gestaltet; es gibt Exkurskästchen und die wichtigsten Infos sind in Kreisen am Rand der Seite noch einmal zusammengefasst.
Inhaltlich teilt die Autorin das Buch in zwei Abschnitte: 1) Tragen: Warum, weshalb und wieso eigentlich? Die Hintergründe und 2) Tragen: Ab wann, wie und worin? Die Tragepraxis. Die Einteilung scheint sehr sinnvoll. Allerdings ist das Verhältnis von beidem etwas unausgewogen. Teil Eins nimmt über einhundert Seiten in Anspruch, während das für die meisten wohl wichtigere Praxiswissen auf rund sechzig Seiten sehr knapp kommt.
Falls man eine Auflistung von Vorteilen des Tragens und besonders den Vorteilen bei Hüftdysplasien sucht, ist das Buch in der Tat eine Bereicherung. Gut geeignet ist es für Menschen, die Bestätigung brauchen um ihren Wunsch das Kind zu Tragen auch in einem skeptischen Umfeld durchzusetzen. Viele der Informationen kann man sich aber auch im Internet anlesen. Der Tragetuchexperte wird schwerlich etwas Neues finden und der Tragetuchanfänger kann damit keine Trageberatung ersetzen.
Sehr gut finde ich den Abschnitt, in dem verschiedene Ideologien kritisch betrachtet werden.
Außerdem gelungen ist der Autorin, die Leser dazu zu ermächtigen selbst Urteile über Tragehilfen und –tücher fällen zu können. Sie nennt die Kriterien für gute und schlechte Tragehilfen/tücher ohne sich auf bestimmte Marken festzulegen.
Die verschiedene Bindetechniken werden in einem eigenen Abschnitt bildlich und textlich dargestellt. Leider ist die Darstellungsform nicht sonderlich gut gelungen. Die einzelnen Techniken werden meist auf mehr als einer Doppelseite dargestellt, so dass man zwischendrin umblättern müsste. Außerdem wäre eine bessere Verbindung von Bild und Text und mehr Bilderreichtum in diesem Abschnitt insgesamt empfehlenswert. Fast jeder Tuchhersteller liefert bessere Beschreibungen mit.
Auf einige Punkte zu den Tragetechniken möchte ich noch einmal zu sprechen kommen:
Bei der Wickelkreuztrage wird das Auffächern über dem Kind erst ab Sitzalter empfohlen, da der Druck durch die dreilagige Bindeweise für den kindlichen Rücken sonst zu stark ist. Der wichtigste Schritt: das Kind noch einmal am Ende richtig in das Tuch zu „schieben“ wird gar nicht genannt.
Die Variante „Bauchbinde außen“ ist nicht empfehlenswert, da das Tuch nicht optimal dem kindlichen Rücken angepasst werden kann.
Die „Wiege-Trageweise“ wird heute nicht mehr empfohlen, da es im schlimmsten Fall zu Atemdepressionen beim Kind kommen kann.
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Buchtitel: „Ein Baby will getragen sein. Alles über geeignete Tragehilfen und die Vorteile des Tragens“
Autorin: Evelin Kirkilionis. München 2013.
Preis: 16,99
Bewertung: 3,5/5 Sterne
Sehr übersichtliches, schön gestaltetes Buch, besonders für Eltern, die eine Bestätigung für ihre Entscheidung ihr Kind zu tragen suchen oder sich noch unsicher sind, ob sie das wollen. Eher weniger geeignet für Trageanfänger (denen mit einer Trageberatung mehr geholfen sein wird) und –experten (die wenig Neues lernen).
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