Lisa, 21, Mutter von Ida (1,5) aus Leipzig, durften wir dieses Mal interviewen. Was mich besonders freut: Lisa gehört zum Team hinter „Getragen von Liebe“ und hat uns schon oft bei Aktionen rund ums Thema „Liebe weitergeben“ unterstützt.
Getragen von Liebe: Lisa, wie bist du zum Tragen gekommen?
Lisa: Als ich schwanger war, habe ich schon daran gedacht mein Kind zu tragen, aber habe es mir gleichzeitig komisch vorgestellt. Ein Tuch hatte ich schon und als ich sie im Kinderwagen umhergefahren habe, hatte ich plötzlich Angst, dass jemand mein Kind einfach mit nehmen könnte. Und sie war so weit weg von mir, ich konnte sie nicht kuscheln. Außerdem war es unpraktisch.
Von der Hebamme hatte ich mir schon mal zeigen lassen, wie das funktioniert. Und nachdem ich einmal nicht in die Bahn einsteigen konnte, weil kein Niederflurwagen dran war, hab ich mich getraut, sie unterwegs im Tragetuch zu tragen und seitdem haben wir das gar nicht mehr anders gemacht.
GvL: Was war dein erstes Tuch und deine erste Bindetechnik?
L: Bedruckte Tischdecke von Amazon, wie man so sagt. Ich wollte es erst einmal probieren und hab es blind bestellt, ab 5 Kilo wurde das aber sehr unbequem. Meine erste Bindetechnik war ganz klassisch die WXT.
GvL: Was hat sich seitdem verändert und warum?
L: Das Kind ist größer geworden. Und warum …. ja. *lacht*
Wir tragen jetzt öfter auf dem Rücken, einfach weil das bequemer ist und das Kind mehr sieht. Und man hat als Mutter freiere Hände, um beispielsweise einen Kaffee zu trinken oder etwas im Haushalt zu tun oder….
Außerdem ist jetzt das Kind nicht nur passiv im Tuch, sondern man kann damit auch super die Welt erklären.
GvL: Was ist dein Traumtuch /deine Traumtrage?
L: Das wechselt immer mal. Ich kenn ja auch nicht alle. Im Moment das Pollora “Once Upon a SnowWhite Day”.
GvL: Du bist ja eine relative junge Mutter und bist von Attachment Parenting sehr begeistert.
[Attachment Parenting = Bindungs- orientierte Erziehung, ist eine Erziehungs-Richtung bei der Langzeit- Stillen, Familienbett und Tragen sehr positiv bewertet werden.]
L: Ich habe das angefangen ohne zu wissen, was Attachment Parenting ist. Einfach aus dem Instikt heraus und weil mir die Nähe zu meinem Kind wichtig ist und dass es ein gutes Urvertrauen aufbaut. Ich wollte, dass mein Kind wirklich das Vertrauen zu mir hat, dass es später, wenn etwas sein sollte, zu mir kommen kann und mir erzählt was los.
GvL: Und wie sieht das praktisch bei dir aus?
L: Für mich sind vor allem die Sachen, die auf die Bindung bezogen sind, wichtig. Langes Stillen, Tragen und Familienbett. Ich gehe auch auf die Bedürfnisse meines Kindes ein. Ida kann sich mittlerweile gut mitteilen. Solange das meine Bedürfnisse nicht beschneidet, ist alles super. Allerdings hört mein Kind auch mal ein „Nein“ oder „Ich möchte das gerade nicht“. Aber ich versuche ihr trotzdem das Gefühl zu geben, dass ich für sie da bin und sie lieb habe. Das klappt natürlich auch gut beim Tragen.
GvL: Findest du Attachment Parenting nicht manchmal anstrengend?
L: Eigentlich gar nicht. Gerade das Stillen entlastet. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich Ida sonst so schnell zum Schlafen bekommen kann. Da ist das Stillen eine gute Möglichkeit. In dem Alter braucht sie auch nicht mehr aller zwei Stunden an die Brust, sondern man hat auch Freiräume, in denen Ida bei einer Vertrauensperson sein kann und das ist auch in Ordnung.
GvL: Wann willst du mit Tragen/Stillen/Familienbetten aufhören?
L: Nie. *lacht*
Nein, mein Kind wird irgendwann nicht mehr wollen und das ist dann auch ok für mich. Solange sie nicht noch in der Grundschule vor der Stunde im Klassenzimmer gestillt werden will, ist das ok *lacht* Und beim Familienbett ist es genauso. Irgendwann wird sie in ihrem eigenen Zimmer schlafen wollen.
GvL: Wie reagieren Freunde und Familie?
L: Meine Mutter war vom Tragen allgemein nicht so begeistert. Mittlerweile akzeptiert sie es; wie Stillen und Familienbett. Bei meinem Freundeskreis ist es so: alle können es so machen ,wie man es für richtig hält und keiner redet rein. Sie stört es auch nicht, wenn ich Ida in ihrer Gegenwart stille. Solange das Kind glücklich ist, solange wir glücklich sind, machen es alle, wie sie es für richtig halten.
GvL: Du gehört ja nun zum erweitertes Team von „Getragen von Liebe“. Erzähl doch mal, wie du dazu gekommen bist.
L: Eigentlich war es so, dass ihr die Flüchtlingsaktion gestartet habt und ich wollte gerne helfen. Ich habe aber nicht unbedingt die Mittel ein Tuch oder eine Trage zu spenden und da habe ich Juli angeboten, wenn ihr andere Hilfe benötigt (Organisation, Verteilung), bin ich dabei. Daraus ist das dann entstanden. Jetzt, da Juli wieder arbeiten geht, haben wir uns darauf geeinigt, dass ich bei der Flüchtlingsaktion quasi „Vollzeit“ einsteige und Juli dabei vertrete.
GvL: Vielen Dank für deine großartige Hilfe. Wir sind wirklich froh, dich dabei zu haben.
Was möchtest du abschließend Müttern und Vätern noch mit auf den Weg geben?
L: Das ist relativ einfach: egal wie ihr es macht, solange ihr glücklich seid und euer Kind glücklich ist, ist alles in Ordnung und ihr sollt alles so machen, wie ihr wollt. Was bei dem einen funktioniert, muss bei euch nicht funktionieren. Ihr müsst euren Weg finden.